Rubrik 4
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Beiträge von Freunden & Wegbegleitern

Marco Weber

Am 28.April jährt sich der Todestag von Heinz Droßel zum ersten Mal.

Er rettete im Zweiten Weltkrieg Juden und mehreren russischen Soldaten das Leben.

Zu seinem Todestag ist für mich ein geeigneter Zeitpunkt einmal in mich zu gehen und mich zu fragen, wie man die Taten Heinz Droßels bewertet und was man daraus für sein eigenes Leben mitnehmen kann.

Ich hate das Glück, Heinz Droßel persönlich kennen lernen zu dürfen. In meiner Arbeit im Geschichtsprojekt des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Waldkirch habe ich öfters mit ihm zu tun gehabt.

Doch was ist Heinz Droßel für mich? Wie bewerte ich seine Taten? Ist er eine starke Persönlichkeit, ein Vorbild oder sogar schon ein Held?
Ich persönlich bin der Meinung, dass man mit Superlativen sehr sorgsam umgehen sollte. Heute haben wir eine Situation, in der schon ein 21-jähriger Formel 1-Fahrer, der einen Grand-Prix gewinnt, in einen Heldenstatus erhoben wird. Doch ist das wirklich gerechtfertigt? Ich denke nein. Helden sind für mich Menschen, die Dinge anstoßen und bewegen, die sich für andere Menschen einsetzen, die Zivilcourage und Mut beweisen und die auch einmal gegen den Strom schwimmen.

Auf Heinz Droßel treffen diese Eigenschaften zu. Er ist für mich ein Held. Er hat in einer Zeit voller Grausamkeit, Leid und Hass etwas bewahrt, was essentiell für das Funktionieren einer Gesellschaft ist. Menschlichkeit. Unter der Gefahr seines eigenen Lebens rettete er Juden in Berlin das Leben vor der Gestapo. Soche Taten sind für mich Heldentaten. Ohne Heinz Droßel wären diese Menschen in den Gaskammern der Nazis umgekommen. Er hat sie davor bewahrt. Er hat dafür gesorgt, dass sie den Krieg überlebten und einfach ihr Leben leben konnten. Es wäre für ihn viel leichter gewesen wegzuschauen. Als eine jüdische Frau im Jahre 1942 von einer Brücke springen und sich das Leben nehmen wollte, hätte es für Droßel kein großes Problem dargestellt, einfach weiterzugehen und sich nicht um diesen Menschen zu kümmern. Nein, Heinz Droßel blieb stehen, beruhigte die Frau und half ihr schließlich den unmenschlichen Krieg zu überleben. Das war ein wahres heldenhaftes Verhalten.

Was können wir nun aus dem Verhalten von Heinz Droßel für die heutige Zeit lernen? Können wir überhaupt etwas daraus mitnehmen, oder sehen wir die Taten Droßels als Vergangenheit und als abgeschlossen an, da wir heute eine ganz andere Situation haben?

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir sehr viel für unser heutiges Leben von Heinz Droßel lernen können und auch lernen sollten. Sicherlich können wir die heutige Situation der Demokratie, Gleichberechtigung und Freiheit nicht mit der unmenschlichen Nazidiktatur vergleichen und es geht auch nicht darum, sich mit den Taten von Heinz Droßel zu messen. Nein, worum es geht, ist, dass wir seine Werte und Überzeugungen verstehen können und versuchen sie in unser alltägliches Leben einfließen zu lassen. In der heutigen Zeit sind Werte wie Zivilcourage, Mut, Menschlichkeit, das Hinterfragen von gewissen Dingen genauso aktuell wie sie es früher waren. Demokratie und eine solidarische Gesellschaft sind keine Selbstläufer. Es lohnt sich dafür zu kämpfen. Heinz Droßel hat das bis zu seinem Tod getan und hätte es mit Sicherheit auch weiter getan.

Heinz Droßel handelte menschlich in einer schrecklichen Zeit. Und gerade deshalb kann ich mit fester Überzeugung sagen, dass er für mich ein Held ist.

Marco Weber studiert Governance and Public Policy an der Universität Passau

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